Vor 100 Jahren, am 27. Januar 1914, starb Johann Carl Weck aus Königstein im Taunus. Ihm haben wir nicht nur die Begriffe Weckglas und Einwecken zu verdanken, sondern auch die weltweite Verbreitung dieser Methode des Haltbarmachens. Erfunden hat er das Vakuum-Sterilisieren nicht, jedoch Rudolf Rempels Patent erworben, dem eigentlichen Erfinder des „Einrempelns“ sprich Einweckens. Weltweit bekannt wurde das Einwecken aber nicht durch die eigentliche Technik des Haltbarmachens, sondern durch seinen 1901 gegründeten Verlag, der die Zeitschrift „Die Frischhaltung - zwangloses Blatt zur Verbesserung der allgemeinen Ernährung“ (heute „Ratgeber Frau und Familie“) über das Einwecken herausgibt. So erschienen seine Rezepte zum Einwecken nicht nur in Deutschland, Südamerika, im sibirischen Teil Russlands sondern auch für die deutschen Auswanderer und Soldaten in Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia.
Weck
bzw. seinem Compagnon Georg van Eyck haben wir also so klassische Rezepte wie Löwenfleisch,
Gnu, gedämpfte Termiten und Elefantenrüssel in Aspik zu verdanken. Das
eingeweckte Löwenfleisch ist im Öflinger Werk zu bestaunen, stammt aber nicht
aus Afrika, sondern von 1913 ausgebrochenen Löwen aus dem Leipziger Zoo.
Das
Rezept für Zebuhöcker liegt noch im Original vor: "Der ganze gereinigte
Höcker wird mit etwas Essig, Sellerie, Petersilie, Zwiebel, Lorbeer, Salz und
Pfeffer in Wasser auf das Feuer gesetzt und langsam etwa zwei Stunden lang
gekocht. Dann schneide man den Höcker in solche Stücke, dass je eines ein
entsprechendes Glas ausfüllt, bedecke es mit seiner Brühe und sterilisiere 60
Minuten bei 100 Grad. Zum Gebrauche erwärmt man das Fleisch sehr stark und
serviert es mit Tomatensauce und Kartoffel- oder Erbspuree."
Obwohl
Elefantenrüssel bereits bei Plinius in Verbindung mit Maecenas als Delikatesse genannt
werden, konnte ich kein aktuelles Rezept finden. Auch die Saucen und
traditionelle Kochbuch Sammlung von Caelius Apicius „De re coquinaria“, die über
keine Zutatenliste und detaillierte Zubereitung verfügt, erwähnt nichts dazu.
Bei Hildagonda Duckitt im 1902 erschienen „Koch-“Buch „Diary of a Cape Houskeeper“
ist dazu ebenfalls leider nichts zu finden, obwohl viele Rezepte aus Ostafrika
und nicht aus der Kap-Provinz stammen.
Das
Lexikon der Ernährungskunde von Dr. E. Mayerhofer und Dr. C. Pirquet von 1925
erwähnt den „gebratenen Elefantenrüssel als Leckerbissen“ in Asien, jedoch
wiederum ohne Rezept.
Bei
einem „Bankett für risikofreudige Gourmets“ vom Schweizer Objektkünstler und
Erfinder der Eat-Art Daniel Spoerri wurde in seinem Restaurant „Spoerri“ in
Düsseldorf zwischen 1968 bis 1972 unter anderem Pythonschnitzel,
Ameisenomelett, und eben Elefantenrüssel gereicht. Auch hier sind die damaligen
Zubereitungsarten leider unbekannt.
The
Decadent Cookbook, Dedalus, 1995, von Lucan & Gray, sie hatten von 1991-94 ein
extravagantes Restaurant „The Decadent“ in Edinburgh, berichten nur von den
römischen Elefantenrüsseln aber ohne Rezept. Ihre Rezepte basieren wohl mehr
auf der britischen „absurd and nonsens foods“ wie Pandapfoten oder gebratener
Thylacine (Tasmanischer Wolf) welcher vor Drucklegung bereits ausgestorben war.
Echte
Elefantenrüssel, nicht mit einer namensgleichen Sorte des Schotenpaprika (Capsicum
annum, Capsicum longum) verwechseln!
Ebenfalls
wohlschmeckend soll die Elefantenrüsselmuschel (Panopea abrupta / Panope
generosa) sein. Sie wird bis zu 1.5 kg schwer, lebt an der nordamerikanischen
Pazifikküste und kann bis zu 150 Jahre alt werden. Ihr Preis liegt bei ca. 350
US$ je kg für Zuchtware, und wird/wurde stark aus China, Korea und Japan
nachgefragt. Seit Dezember 2013 ist der Import in China eingeschränkt.
Bei
„Frozen Elephant Trunk“ handelt es sich nicht um gefrorenes Elefantenrüssel Fleisch,
sondern um ein Operationstechnik am menschlichen Herzen.
Folgende Rezepte laufen der Idee von Johann Carl Weck entgegen, da sie vorallem auf getrocknetem Fleisch beruhen und nicht seiner haltbarmachungs Version entsprechen. Sie seien dennoch genannt:
Elefantensuppe / Elephant Soup
or Stew:
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Mary
Kimgsleys Buch „Travels in West Africa“ von 1897 behandelt zumindest eine
Elefantensuppe die als Basis getrocknetes Elefantenfleisch verwendet. Das getrocknete
Fleisch, in Namibia und Südafrika Biltong genannt, wurde früher bei der Zubereitung
aus frischem Zebra- bzw. Elefantenfleisch mit Salz eingerieben und bedeckt an
der Sonne getrocknet und vorher mit Zucker und Honig gewürzt oder einfach nur
geräuchert. Normales luftgetrocknetes Biltong aus Wild- (Elanantilope, Kudu, Springbock,
Strauß etc.) bzw. Rindfleisch ist heute in seiner Zubereitung dem amerikanischen
Beef Jerky nicht unähnlich, geschmacklich jedoch ganz anders.
An
Zutaten für die Elefantensuppe werden benötigt:
500
g getrocknetes afrikanisches Elefantenfleisch nach Biltong Art
1
Bund Suppengrün, geschält und kleingehackt
1,5
l Fleischbrühe
2
braune Zwiebeln, fein gehackt
1
dünne Stange Lauch, in feinen Ringen
250
g gekochte Chana Dal (geschälte und gespaltene Kichererbsen)
alternativ: Linsen oder Erbsen
250
g frische Wumubu Pilze (schwarze afrikanische Pilze)
alternativ:
Austernpilze
110
g geröstete und ungesalzene Erdnüsse ohne Schale
110
g Schmand
2
EL Sauerrahmbutter
Meersalz
und schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Zubehör:
Dutch
Oven, dreibeiniger gusseiserner Topf mit Deckel und Bügelgriff zum Braten und
Kochen über dem offenen Feuer
Zubereitung:
Das
getrocknete Elefantenfleisch gründlich mit heißem Wasser waschen und in mundgerechte
Stücke schneiden.
In
einem ausreichend großen Topf oder noch besser in einem Dutch Oven das Biltong
mit Wasser bedecken und bei mittlerer Hitze für 30 Minuten köcheln lassen. Nun
das Suppengrün und die Fleischbrühe dazugeben und für weitere zwei Stunden
köcheln lassen. Zwiebeln, Lauch, Erdnüsse, Pilze und Dal (Kichererbsen)
dazugeben und weiter köcheln lassen bis die Kichererbsen komplett zerfallen
sind.
Mit
Salz und Pfeffer abschmecken und mit Butter und Schmand abbinden.
Es
wird auch empfohlen, bei servieren, Madeira separat dazu zu reichen.
Elefantenfuß
im Erdloch zubereitet (nach Samuel White Baker):
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Samuel
White Baker, ein Afrikaforscher, berichtet in seinem 1867 erschienen Buch „The
Nile Tributaries of Abyssinia“, das Elefantenfleisch sehr zäh ist, dafür aber Rüssel
und Fuß bei richtiger Zubereitung ausgezeichnet schmecken. Es wird auch darauf
hingewiesen, dass die indigene Bevölkerung beim Schlachten eines Elefanten
alles verwendet und verbraucht.
Zutaten
für 50 Personen:
1
afrikanischer Elefantenfuß, ca. 80 Zentimeter hoch
ausreichend
Feuerholz
frisches
gewässertes Holz, Grassoden und Lehm zum Abdecken
Zubereitung:
Ein
Erdloch von 1,5 Meter senkrecht in die Tiefe und von 70 Zentimeter Breite
graben. Für ausreichend Feuerholz sorgen, das Feuer in der Grube muss
mindestens 4 bis 5 Stunden brennen und immer wieder befeuert werden, bis die Wände
rotglühend sind. Den abgetrennten Elefantenfuß mit der Lauffläche nach unten auf
die Glut stellen. Mit dem nassen frischen Holz über Kreuz eine Decke bauen und mit
Grassoden dicht abdecken und andrücken. Mit dem frischen Lehm den „Deckel“ verputzen
und abdichten und ca. 50 Zentimeter hoch mit Erde bedecken. Den Fuß für ca. 30
Stunden im Erdloch garziehen lassen. Warm servieren. Samuel White Baker
empfiehlt dazu Öl, Salz und Pfeffer sowie ein wenig Essig.
Weiterhin
gibt Samuel White Baker zu Elefantenfleisch folgende Tipps:
Einige
Elefantenarten besitzen neben Rüssel und Fuß auch anderes saftiges und fettes
Fleisch, es ist also nicht nur zäh.
Das
Fett des Elefanten eignet sich zum Braten, sollte aber sofort vom restlichen Fleisch
bzw. Tier getrennt werden, da es sonst eine eigentümlichen und unangenehmen
Geschmack und Geruch entwickelt. Bevor es zum Braten verwendet werden kann,
sollte es stark erhitzt und gefiltert werden, sodann in dicht verschlossene
Gefäße gefüllt werden.
Das
schiere Fleisch sollte nach Biltong Art zubereitet werden und ist dann, wenn es
komplett getrocknet ist, mehrere Monate haltbar. Die Araber an der Ostküste
Afrikas, kochen das halbgetrocknete Fleisch nochmals über offenem Feuer in
einem Topf mit Löcherboden auf um das restliche Fett zu entfernen. Dabei muss
ständig gerührt werden und das Fleisch sollte bereits in kleine Stücke von 5
Zentimetern zugeschnitten sein. Diese Zubereitung eignet sich auch sehr gut für
Zebra, Giraffe und Nilpferd.
Bei
trocknen des Fleisches ist ein halbräuchern von Vorteil, um Fliegen und andere
Insekten fern zu halten. Dazu auf der Wind zugekehrten Seite ein kleines
rauchendes Feuer entfachen. Das Fleisch bei dieser Methode auch nicht direkt in
die Sonne zum trocknen hängen und nach dem Trocknen auf einem sauberen Felsen
mit einem Stein oder festem Holz quer zur Fleischfaserrichtung schlagen.
Dadurch wird es für spätere Zubereitungen zarter.
Die
ostafrikanischen Araber kochen dieses getrocknete Elefantenfleisch zu einem
Melach mit Sorghumhirse, Barmian bzw. Auberginen, Zwiebeln und rotem Paprika.
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