Ein
schönes altes Rezept, das mit den unten aufgeführten Zutaten, wenn man
Kastanien liebt, auch heute wieder begeistern kann. Gewidmet wurde es damals vor
zweihundert Jahren dem russischen Staatsmann und Diplomat Karl Wassiljewitsch (Robert)
Graf von Nesselrode, 1780-1862. Der bei den Verhandlungen auf dem Wiener
Kongress (1814-1815) nicht nur als Leiter der russischen Delegation auffiel,
sondern auch wegen seiner Vorliebe für feines Essen bekannt war.
Gewisse
Zutaten sind der Zeit angepasst oder weggelassen worden. So wird man heute kaum
noch mit einer Hausenblase seine Gerichte gelieren wollen und vor allem können.
Der Hausen gehört zur Gruppe der Störe und wird auf der Roten Liste geführt.
Vor zweihundert Jahren war seine Blase jedoch ein gängiges Geliermittel. Sie besteht
zu über 70 % aus Collagen was auch heute noch der Hauptbestandteil für Gelatine
ist.
Auch auf die Zugabe von kandierten Stängeln der Angelika bzw. Engelwurz verzichte
ich, wobei das ätherische Öl aus den Früchten und Wurzeln heute noch Bestandteil
von Kräuterlikören wie Bénédictine oder Chartreuse ist. Die Stängel schmecken
roh würzig und haben einen scharf-bitteren Nachgeschmack, erst durch die Zuckerung
werden sie mild und frischwürzig, das Ganze jedoch auf Basis einer opulenten süßlichen
Parfümnote, also ein wirkliche Geschmackssache. Wer aber etwas Knackiges in
seiner Mischung haben möchte, kann sie durch kandierte Veilchen ersetzen,
natürlich nicht der gleiche Geschmack, aber auch knackig und intensiv im Aroma.
Sieh auch Crème Mont Blanc bzw. Crema Montebianco.
Sieh auch Crème Mont Blanc bzw. Crema Montebianco.
Coupe Nesselrode / Crème à la Nesselrode
20161206toko
Zutaten:
250
g Kastanienmehl, gesiebt oder Maronenpüree
180
g Kristallzucker, fein
250
ml Schlagsahne, flüssig
3
Blatt Gelatine, eingeweicht und ausgedrückt
Mark
einer Vanilleschote, ausgekratzt und die Schote
6
Eigelbe, miteinander verschlagen
100
g Walnüsse, grob gehackt
3
EL Marillenkonfitüre
Fruchtfleisch
einer Birne, aromatisch intensive Sorte, in kleinen Würfeln
1
cl Maraschino
200
ml Schlagsahne, kalt, steif geschlagen
1
Prise Meersalz
30
g Zitronat
15
g Orangeat
Amarena-Kirschen,
abgetropft
Pistazienöl,
für die Form
Küchenutensilien:
Gugelhupf-,
Frankfurter Kranz- oder große Savarin- bzw. Ring-Form
Zubereitung:
Kastanienmehl
bei milder Hitze ohne Fett in einer beschichteten Pfanne sehr hell anrösten und
wieder zur Seite stellen.
In
einem großen Topf den Kristallzucker hellgelb karamellisieren, die flüssige
Schlagsahne eingießen und den Karamell damit auflösen. Anschließend einmal soweit
wieder erhitzen, dass sie Mischung gerade anfängt aufzusteigen (aber nicht aufkochen
lassen), Hitze wegnehmen, Gelatine, Vanilleschote und das Mark der
Vanilleschote zugeben. Das gesiebte Kastanienmehl mit einem Flachbesen unterheben
bis alles fein cremig wird und dann, wenn die Temperatur der Creme unter 68° C
gefallen ist, die Eigelbe unterrühren. In die homogen verschlagene Creme den
Maraschino und die Marillenkonfitüre mit den Walnüssen einarbeiten und abkühlen
lassen. Wenn sie kalt ist, die Vanilleschote wieder entfernen.
Restliche
Schlagsahne mit einer Prise Salz sehr steif schlagen und das Zitronat sowie
Orangeat unterheben. Die Schlagsahne-Mischung nun zu einem Drittel unter die
Kastanienmasse rühren und dann vorsichtig die restliche Menge unterheben. Die
gut abgetropften Amarena-Kirschen und Birnenwürfelchen darauf verteilen und nun
ebenfalls sehr vorsichtig in die Masse unterheben.
In
eine mit Pistazienöl (kein Bittermandelöl) gefettete Ringform geben und leicht anfrieren
(erstarren) lassen, nicht zu lange und zu tief durchfrosten, sonst bilden sich große
Eiskristalle, die die Textur bzw. das Mundgefühl zerstören würden. Form später
stürzen und mit einer mit Maraschino verfeinerter Schlagsahne sowie
Amarena-Kirschen verzieren.
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