Paul
Bocuse hat heute die höchste Stufe des Kochhimmels erreicht, die zwangsläufig damit
verbunden ist, die weltliche Küche hinter sich zu lassen. Er ist zweifellos der herausragendste Koch des 20.
Jahrhunderts. Am 11. Februar 1926 in Collonges-au-Mont-d’Or bei Lyon geboren, wo
sich auch sein 3-Sterne-Restaurant L’Auberge du Pont de Collonges am Ufer der Saône
befindet, dass seit 1965 ohne Unterbrechung mit drei Michelin-Sternen
ausgezeichnet wird. 1989 wird er vom Gault-Millau zum "Koch des
Jahrhunderts" ernannt. Bocuse ist einer der Wegbereiter der heute so
bezeichneten Nouvelle Cuisine im Sinne seines Lehrers Ferdinand Point, unterscheidet
sich aber in seiner Interpretation zu seinen Kollegen wie Michel Guérard
(*27.3.1933; Autor des ersten Kochbuchs „La Grande Cuisine Minceur“ der
Nouvelle cuisine, 1976 erschienen) oder Alain Senderens (*2.12.1939; †25.6.2017;
ebenfalls ein Gründungsvater der Nouvelle cuisine und Erfinder des
Degustationsmenues) dadurch, dass er von Anfang an, an der heimischen Küche und
ihren Jahreszeiten sowie den regionalen Produkten festhielt. Seine 1990
herausgegebenes Buch „Cuisine de France“, weißt besonders deutlich darauf hin,
dass eine vollendete Küche eine bodenständige Küche ist, die auf frische
Produkte von den Märkten der Region baut und sich gleichzeitig dadurch nach den
Jahreszeiten richtet, regionale Traditionen unterstreicht und der Zeit
angepasst weitergibt. Ein Aphorismus von ihm dazu, als sich dieser Kochstil als
Nouvelle cuisine manifestiert hatte, ist "Nouvelle cuisine heißt
gewöhnlich, zu wenig auf dem Teller und zu viel auf der Rechnung." Bocuse hatte
keine Berührungsängste, doch war er seiner Maxime treu und auch in dieser
Hinsicht Ideengeber, da er seine Rezepte und sein Wissen ohne Geheimniskrämerei
und Einschränkungen großzügig weitergab. Er war sich bewusst, dass die
Regionale Küche und hier seine Lyonnaiser Küche, mit ihren Traditionen, einem
schon genug Hürden in den Weg stellt. Auf seiner Speisekarte steht dazu ein
Zitat von Vincent van Gogh: „Das Einfache ist das Schwierige." Bocuse benötigte
keinen Avantgardismus für seinen Kochstil.
Paul
Bocuse wurde 1975 von französischen Präsident Valéry Giscard d´Estaing zum
Ritter der Ehrenlegion für seine Verdienste um die französische Kochkunst ernannt.
Für diesen Anlass bereitete er mit weiteren zwölf Spitzenköchen (unteranderem Charles
Barrier, Alain Chapel, Michel Guérard, Paul und Jean-Pierre Haeberlin, Pierre
Laporte, Louis Outhier, Pierre und Jean Troisgros, Roger Vergé) - ein
Fünf-Gänge-Menü zu, das sie anschließend zusammen mit dem französischen
Präsidenten im Elysée-Palast zu sich nahmen. Die schwarze Trüffelsuppe, eine
Vorspeise mit einer großen Blätterteigkuppel, deren Bezeichnung die Initialen
von Giscard d'Estaing als Zusatz trägt wurde von Bocuse dem damaligen französischen
Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing gewidmet, sie ist seitdem legendär
und einen Klassiker der Haute-Cuisine bzw. der Grande Tradition Classique.
Soupe aux truffes V.G.E. - Paul
Bocuse
20180120toko
Zutaten für ca. 2 l Geflügel-Kraftbrühe:
650
g mageres, vollkommen entfettetes Rindfleisch, kleine Würfel
800
– 100 g Hähnchenfleisch, kleine Würfel
3
Hühnerklein, klein gehackt
3
Lauchstangen, nur das Weiße
1
Karotte
2
Stangen Bleichsellerie, kleine Würfel
1
Hühner-Karkasse, geviertelt
1
Eiweiß vom Hühnerei der Klasse M, leicht aufgeschlagen
2
1/2 l Fleischbrühe, lauwarm
Zutaten für 4 Personen:
8
EL gekochtes, fein gewürfeltes Rindfleisch
8
EL fein gewürfeltes, in Süßrahmbutter getrennt geschwenktes Gemüse, bestehend
aus Karotten, Lauch (nur das Weiße), Bleichsellerie und Champignons zu gleichen
Teilen; den gelben Strunk im inneren der Karotte vorher entfernen
2
Lorbeerblätter
80
g rohe Gänse-Stopfleber, geputzt, in Würfel a 1 cm Kantenlänge
200
g schwarzer Trüffel, ganz frisch, abgebürstet
1
l Geflügel-Kraftbrühe (Zubereitung siehe oben)
4
EL roter Portwein oder Noilly Prat (früher/heute)
4
Blätter Blätterteig a 60 g, kreisförmig für die Terrinen zugeschnitten
2
Eigelb vom Hühnerei der Klasse M, verschlagen
Meersalz
und weißer Pfeffer aus der Mühle
Küchenutensilien:
Trüffelhobel aus Holz
4
hohe Suppenterrinen für jeweils eine Person
Zubereitung Kraftbrühe:
Das
Fleisch von Rind und Huhn und das Hühnerklein fein hacken, Karotte,
Bleichsellerie und Lauch in kleine Würfel schneiden. Alles zusammen mit der Hühner-Karkasse
und dem leicht aufgeschlagenen Eiweiß in einem Topf gut vermischen, dann unter
ständigem Rühren mit einem hölzernen Kochlöffel, die lauwarme Fleischbrühe
hinein gießen. Nun langsam unter ständigem Rühren erhitzen. Sobald die
Flüssigkeit zu kochen beginnt, vom Feuer ziehen und auf eine zweite nur schwach
vorgeheizte Herdplatte stellen. Für 1¼ Stunden ziehen bzw. leicht sieden lassen,
die Brühe darf nicht mehr aufkochen.
Die
Kraftbrühe durch ein Leinentuch gießen, danach muss die Kraftbrühe vollkommen
klar sein.
Siehe
dazu auch Brühe bzw. Suppe mit Eiweiß klären.
Zubereitung:
Karotte, Lauch, Bleichsellerie, Lauch und
Champignons in kleine Würfel schneiden, Entenstopfleber parieren und in Würfel
schneiden, Trüffel in dünne Scheiben hobeln.
Kraftbrühe mit Portwein oder Noilly Prat in einem Topf erwärmen,
Karotte und Lauch hinzufügen und für 2 Minuten kochen, dann die Champignon-Würfel
hinein geben und vom Feuer ziehen. Mit Meersalz und weißem Pfeffer Abschmecken.
Das Backrohr auf 220° C, Ober und Unterhitze
vorheizen.
Die Suppe in die hohe Suppentasse zusammen mit Gänsetopfleber
und Trüffel geben. Den Blätterteig mit Eigelb bestreichen und über die Suppentassen
drücken.
Auf der unteren Schiene für ca. 22 bis 25 Minuten
goldgelb backen bzw. die Suppe garen.
Mit einer Gabel und einem Löffel und einer Stoffserviette darunter servieren, da auch das Prozellan noch höllisch heiß ist. Die Suppe soll zum einen durch die Blätterteighaube an das gemeinsame Brotbrechen erinnern und zum Öffen mit einer Gabel in die Mitte der Blätterteighaube stechen und mit dem Löffel die Haube rundherum aufbrechen, wobei die Blätterteigbrösel in die Suppe fallen sollen und der Teig somit zu Suppe mitgegessen wird.
Mit einer Gabel und einem Löffel und einer Stoffserviette darunter servieren, da auch das Prozellan noch höllisch heiß ist. Die Suppe soll zum einen durch die Blätterteighaube an das gemeinsame Brotbrechen erinnern und zum Öffen mit einer Gabel in die Mitte der Blätterteighaube stechen und mit dem Löffel die Haube rundherum aufbrechen, wobei die Blätterteigbrösel in die Suppe fallen sollen und der Teig somit zu Suppe mitgegessen wird.
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