Die
Cartellate oder Carteddàte aber auch Scartilléte sind eine typische Apulische
Spezialität vor allem zu Weihnachten (auch als rose di Natale). Sie sollen dann
einen Heiligenschein oder zu Ostern eine Dornenkrone darstellen. Durch ihre
christliche Symbolik passen sie aber auch in den Fasching. Woher der Begriff Cartellate
kommt, ist nicht ganz geklärt, vermutlich vom italienischen Begriff verknittern
bzw. zerknittert, er kann aber auch sehr viel älter sein und aus dem
griechischen kommen, da Teile Apuliens früher griechische Kolonie waren und dann
von Begriff κάρταλλος (für eine Form von Korb) abgeleitet wurde.
Die
Cartellate sind den sardischen Orilettas (in Honig getauchtes Schmalzgebäck aus
Grieß und Mehl mit Zitronenschale aromatisiert), ein reines Faschingsgebäck und
den ebenfalls sardischen Ostergebäck Tiricche (aus ausgebackenem Grieß mit einer
Mandel-, Orangen- und Mostfüllung) ähnlich.
Der
alternativ benutzte Vincotto, also übersetzt gekochter Wein, ist ein zu Sirup
(ähnlich einen weiter eingedickten Balsamico) eingekochter Traubenmost aus
bereits noch am Weinstock und zusätzlich nach der Lese noch auf Holzgittern
weiter getrockneter Trauben. Der daraus gewonnene Most wird auf ein Fünftel
eingekocht mit etwas Weinessig versetzt und für vier Jahre im Eichenfass
gelagert wurde. Er schmeckt süß-sauer und erinnert im Aroma an Traube, Zwetschge
und Gewürzen. Es gibt den Vincotto ursprünglich traditionell und mit Zitrusfrüchten
wie Orange und Zitrone oder auch Feige
bzw. Himbeere weiter aromatisiert. Eine Besonderheit stellt der Vincotto
mit Carobpulver dar, es schmeckt zusätzlich nach den gerösteten Früchten des
Johannisbrotbaumes mit seinen Kakao- und Karamellnoten. Zudem gibt es noch einen
günstigeren aber qualitativ ebenso guten Vincotto aus Feigenmost.
Was
die Cartellate betrifft, gibt es in Apulien eine Art Glaubensstreit ob sie
knusprig also croccante oder eher etwas weicher also morbido sein sollen. Meines
Erachtens eine reine Geschmackssache. Je dünner der Teig ausgerollt wird umso
schneller werden sie beim Ausbacken knusprig; sind sie zu dick, werden sie
dabei aber fest, was sie nicht sein sollen! Der Teig muss entsprechend sehr
elastisch sein, damit man ihn möglichst dünn ausrollen kann. Ist der Teig
einmal verknetet aber zu feucht, lieber trocknen lassen als noch weiteres Mehl
unterzumischen. Elastischer wird der Teig auf alle Fälle, wenn man noch ein
Hühnerei hinzufügt, für die, die eine weichere Version bevorzugen.
Cartellate
aus Apulien
20180205toko
Zutaten Teig:
500
g Weizendunst / doppelgriffiges Weizenmehl
oder zur Not Weizenmehl, Type 550, gesiebt
1
EL Kristallzucker, fein
1
Prise Meersalz, fein
85
ml Olivenöl, extra vergine
1
Hühnerei (nur für die weiche Version), nach Gusto
100
ml Weißwein, Moscato, süß/dolce, leicht erwärmt
Fett
zum Ausbacken wie Erdnuss- oder Sonnenblumenöl (kein Olivenöl)
Honig
oder Vincotto nach Gusto
Zimt
und Zucker-Mischung aus gemahlenem Ceylon Stangenzimt und Staub-/Puderzucker
Küchenutensilien:
Nudelmaschine
Zubereitung (je nach Teig auch bereits am
Vortag):
Das
gesiebte Weizenmehl in die Rührschüssel geben und mit dem Salz und Zucker vermischen,
eine Vertiefung formen und das Olivenöl und nach Gusto das Ei hinein geben. Auf
langsamer Stufe zu einem Teig verkneten, dabei im dünnen Strahl den leicht
erwärmten Weißwein dazu gießen. Zu einem homogenen, glatten und geschmeidigen
Teig kneten der nicht mehr am Schüsselrand klebt. Der Teig sollte lieber zur
trocken, aber nicht bröselig sein, als zu feucht. Abgedeckt für eine Stunde im
Kühlschrank rasten lassen.
Den
Teig einige Male durch die Nudelmaschine drehen bis er zum einen nicht mehr
reißt und leicht dehnbar ist (wichtig für später) und zum anderen ca. nur noch 1-2
mm dick ist. Mit dem Teigrädchen 4
Zentimeter breite und ca. 20 Zentimeter lange Streifen schneiden. Den Teig mit
dem gerändelten Rand nach oben der Länge nach mittig zusammen falten und alle
drei Zentimeter zusammenpressen, so dass kleine Wannen bzw. Taschen entstehen.
Das Ganze dann zu einer Schnecke zusammenrollen und am Ende vorsichtig zusammenpressen,
damit beim Ausbacken die Schnecke nicht aufgeht.
Ist
der Teig zu klebrig, so dass die Schnecken überall zusammen zu kleben drohen
die Cartellate auf ein Backblech legen und über Nacht abgedeckt etwas antrocknen
lassen.
Fett
auf 160° C erhitzen und auf beiden Seiten (wenden nicht vergessen) golden bzw. goldbraun
ausbacken (siehe oben croccante oder morbido). Mit der Bodenseite nach oben auf
Küchenkrepp entfetten lassen.
Honig
oder Vincotto leicht erwärmen, so dass er etwas flüssiger wird. Die Cartellate
darin eintauchen und auf einen Teller legen, dabei darf bzw. sollte der Honig oder
Vincotto in die Vertiefungen fließen und sich darin auch nach dem herausnehmen
noch befinden. Nach Gusto mit einer Zimt-Staubzucker-Mischung bestäuben.
Schmecken
solo genauso wie zum Kaffee und ebenso perfekt zu einer Kugel Eis.
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