Der
Taschenkrebs (Cancer pagurus) ist weiterhin in der Nord- und Ostsee und auch im
Ost- und Nordatlantik eine weit verbreitete Krabben-Art. Im Mittelmeer ist er
schon rarer und nur noch in Teilen des nördlichen Mittelmeers, vor allem in der
Lagune von Venedig anzutreffen. Freilich überall eine beliebte Speisekrabbe, die
rot-braune Krabbe mit ovalem Panzer wird in der Regel mit einem
durchschnittlichen Durchmesser von 12 bis 15 cm gehandelt, ältere Exemplare
können aber auch mühelos 30 cm und 3 kg Gewicht erreichen. Ganz junge
Taschenkrebse besitzen dagegen noch einen violetten Panzer. Achtung die Scheren
sind äußerst kräftig und bei frisch gefangenen Taschenkrebsen können diese,
kleinere Finger mühelos durchtrennen oder zumindest schmerzhaft quetschen, sie
sind jedoch von Natur aus wenig aggressiv.
Bei
etwa ein Drittel des Gewichts eines ausgewachsenen Taschenkrebses handelt es
sich um essbares Fleisch, von dem wiederum ein Drittel weißes Fleisch aus den Scheren
und zwei Drittel, das braune oder weiße Fleisch aus dem Körper stammt. Männchen
besitzen mehr vom süßlichen weißen Fleisch, während bei Weibchen das
reichhaltigere braune Fleisch dominiert. Die noch lebenden Taschenkrebse
sollten bei Berührung Reaktion zeigen, sonst besser vom Kauf Abstand nehmen. Beste
Zeit sind Anfang September bis Ende Oktober.
Während
der hier genannten Zubereitung, können die Scheren beim Kochen durch die
Wärmeausdehnung ebenfalls abfallen, dies ist ganz natürlich und kein Qualitätsmangel.
Dies geschieht vor allem wenn das Wasser zu stark sprudelt bzw. der Taschenkrebs
zu lange kocht. Liegt der Taschenkrebs mit abgebrochenen Scheren oder sogar mit
verlorenen Beinen zu lange im stark kochenden Wasser, verliert er einiges von
seinem feinen Eigengeschmack.
Das
Taschenkrebsfleisch beim unten genannten Rezept kann auch ähnlich einem
Sandwich zwischen zwei dünnen Zucchini-Scheiben angerichtet und serviert
werden.
Die
angeblich oder zumindest von den Fischern als angeblich nachhaltig propagierte
Technik der Klauenamputation, im engl. bekannt als „Declawing of crabs“, bei
der den lebenden Taschenkrebs eine oder beide Scheren an ihren natürlichen
Bruchstellen am Gelenk weggebrochen werden; kann in keiner Weise als sinnvoll
für den Bestand oder gar als Nachhaltig betrachtet werden. Die Scheren wachsen
zwar nach mehreren Häutungen wieder nach, doch reicht diese Zeit z.B. bei
ausgewachsenen Tieren zur Nachbildung nicht aus, da ihre natürliche
Lebenserwartung kürzer ist. Ältere Taschenkrebse häuten sich nur noch alle drei
bis vier Jahre. Untersuchungen mit der Florida-Steinkrabbe mit kommerziell
anerkannten und angewandten Declawing-Techniken, ergaben eine Mortalität von
mehr als 25% direkt nach dem entfernen von mindestens einer Schere und über 75%
innerhalb der ersten 96 Stunden. Krabben und Krebse benötigen die Scheren z.B.
zum Fangen ihrer Beute, dem Verzehr und zur Verteidigung, die Mortalität der um
ihre Scheren beraubten Tiere dürfte daher in freier Wildbahn noch um einiges
höher liegen. Diese Technik wird besonders vor bzw. in Großbritannien (wieder
seit 1986 erlaubt) und Irland betrieben und man sollte sich bewusst sein, was
dies für die Krebse und Krabben bedeutet, wenn einem nur die Scheren im Handel
angeboten werden. Nebenbei: Man findet im Handel auch keine Scheren aus dieser
zweiten „nachgewachsenen“ Generation.
Es
scheint sich außerdem zu bestätigen, dass die elektromagnetischen Felder, die
von den Unterwasserstromanlagen der Offshore-Windparks emittiert werden, die
Verbreitung in diesen Gebieten negativ beeinflusst.
Taschenkrebs im Sud gegart – Granciporro / Gransoporo
20180815toko
Zutaten:
2
Taschenkrebse a 750 g, lebend
1
EL Meersalz
1
TL schwarzer Kerala Pfeffer, ganz
3
Lorbeerblätter
2+1
Zweige Rosmarin
2
Karotten, in dicken Scheiben
1
kleine Stange Lauch, geputzt und in groben Stücken
1
Zwiebeln, mild, halbiert
1
Zitrone, halbiert
500
ml Weißwein, trocken
3,5
l Wasser
1
Knoblauchzehe, entkeimt und halbiert
2
Zucchini, in Julienne-Streifen
Zubereitung:
Die
lebenden Taschenkrebse unter fließendem Wasser abspülen und wenn nötig schrubben.
Seetang und Seepockenbesatz müssen vorab immer vom Panzer entfernt werden, sie
ruinieren den Geschmack.
In
einem ausreichend großen Topf das Wasser aufsetzen, Meersalz, ganzer Pfeffer,
Lorbeerblätter, Rosmarin, Karotten, Lauch, Zwiebel, Zitrone und Weißwein zugeben.
Sobald die Brühe leicht sprudelnd kocht, die Krabben mit dem Kopf voran in den
Sud geben und sofort mit einem Kochlöffel ganz unter Wasser drücken. Wenn die
Brühe wieder kocht, die Hitze sofort um die Hälfte reduzieren, so dass das
Wasser nur noch ganz leicht siedet und von nun an für etwa 10 Minuten garen
lassen (15 Minuten pro Kilogramm Gewicht, ab dem Zeitpunkt zu dem das Wasser
wieder kocht). Topf vom Feuer ziehen und 8 Minuten in der warmen Brühe rasten
lassen. Aus der Brühe heben und in einem Sieb abtropfen lassen.
Schwanzspitze
abbrechen und die Scheren, falls sie nicht schon abgefallen sind, mit drehender
Bewegung genauso wie die Beine ausbrechen. Bei den Scheren mit einem
Plattiereisen auf der flachen Seite der Scheren an der dicksten Stelle einmal
kräftig zuschlagen. Die Panzerschale sollte dann in großen Stücken, ähnlich wie
Porzellan zersplittern. Mit etwas Übung kann man auch eine Hummerzange
verwenden, ohne kleinste Panzerschalen-Splitter beim zerquetschen der Zange in das
Krabbenfleisch zu drücken. Fleisch aus den Scheren herausnehmen, dabei kann
eine Hummergabel hilfreiche Dienste leisten. Korpus auf den Rücken legen und
den inneren Teil des Kalkgerüsts von der Schwanzspitze entlang der Beine zum
schmalen Teil hin bis zum Kauwerkzeug vom Körper abheben und das weiße und
braune Fleisch aus den Kammern bzw. Hohlräumen im Inneren herausnehmen. Alles
im Inneren, sogar nach Gusto die Kiemen sind/ist essbar. Sind die Beine groß
genug, auch aus ihnen mit der Hummergabel das Fleisch entfernen.
In
einer Pfanne mit etwas Olivenöl bei mittlerer Hitze den Knoblauch zusammen mit
dem Rosmarinzweig glasig dünsten, dann die Zucchini-Julienne zugeben und
bissfest garen. In derselben Pfanne das kleingehackte Krabbenfleisch noch
einmal kurz erhitzen.
Zucchini-Julienne
als Nest auf dem Teller anrichten und darauf das Taschenkrebsfleisch anhäufeln
und mit jeweils einer Rosmarinspitze servieren.
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