Der
Vorläufer der Lebkuchen sind die vor mehr als viertausend Jahren aus
Honigkuchen hergestellten Figuren der ägyptischen Soldaten (einen 4200 Jahre
alten Honigkuchen aus Ägypten, kann man sich im Pariser Brotmuseum ansehen),
die sie als Talisman verwendeten. Von dort gelange dieser Honigkuchen über
Griechenland weiter in das römische Reich und das erste schriftliche Rezept des
römischen „panus mellitus“ stammt aus der Zeit von 350 v. Chr. und beschreibt
es als honigbestrichener und anschließend gebackener Kuchen. Mit den Römern kam
der Honigkuchen als Handelsware dann in das barbarische Germanien. Die Mönche
sorgten nach dem Untergang des Römischen Reichs dafür, dass die Rezeptur
erhalten blieb, man verzehrte Honigkuchen allerdings nicht nur selbst hinter
den Klostermauern, sondern versah sie mit Bildmotiven und gab sie an
Wallfahrtsorten auch an Pilger aus.
Die
Bezeichnung dieser Lebkuchen als Honigkuchen auch deshalb, da die Entdeckung
des Rohrzuckers aus Polynesien noch bis zum 17. Jahrhundert auf sich warten
ließ und nur Zucker aus Indien mit arabischen Händlern, seit den Kreuzzügen in
kleinsten Mengen über Venedig, nach Deutschland kam. Honig dagegen ließ sich in
begünstigten Lagen unkompliziert selbst gewinnen. Der Nürnberger Raum wies
solche günstigen Boden- und Klimaverhältnisse auf. Im Lorenzer Reichswald, „des
Heiligen Römischen Reiches Bienengarten“, ein südlicher Teil des ehemaligen
Nürnberger Reichswalds und heute nur noch in Teilen als Waldgebiet erhalten,
war ein großer Honiglieferant für Nürnberg und die Klöster der Umgebung. Die
noch heute existierende Lebküchnerei Schmidt besaß in diesem Gebiet noch bis in
die Nachkriegszeit hinein einen Bienengarten und verwendete den dort gewonnenen
würzigen und dunklen Honig für ihre Nürnberger Lebkuchen.
Eine
weitere Rolle für Nürnberg als Lebkuchenstadt spielte die gute Anbindung an
Fern- und Handelsstraßen, die Nürnberg seit dem frühen Mittelalter zu einem
Knotenpunkt für den Handel in Europa machte. Dadurch konnten die Nürnberger
Kaufleute immer für ausreichende Gewürzlieferungen aus dem Orient sorgen. Die exotischen
orientalischen Gewürze, die allgemein im Mittelalter als „Pfeffer“-Gewürze
bezeichnet wurden, galten damals nicht nur als Luxusgut, sondern vor allem auch
als Heilmittel. Daher stammt wahrscheinlich auch die heute noch übliche
Bezeichnung des Lebkuchenartigen Magenbrot.
Die
Lebzelter, welche sich mit dem Handel und der Verarbeitung von Honig
beschäftigten, übernahmen von den Mönchen die Rezepte und begannen ab 1400 mit
der handwerklichen Produktion in Nürnberg. Dabei stellte man am Anfang
eigentlich nur Zelten (wahrscheinlich vom althochdeutschen zelto = flach Ausgebreitetes)
her, die aus Mehl, Honig und Gewürzen bestanden und bretthart waren. Man konnte
sie eigentlich nur lutschen oder zusammen mit bzw. in Starkbier eingeweicht zu sich
nehmen. Dafür waren diese Zelten reich verziert, mit Bilden versehen oder der
Teig in Modeln geformt worden, so dass sich ein Bildrelief ergab. Anlässlich
des Reichtags 1487 in Nürnberg, ließ der Kaiser Friedrich der III damals 4000
Honigzelten mit seinem Konterfei für die Kinder Nürnbergs backen. Heute sind diese Modeln gesucht und nur noch
wenige beherrschen die Fertigkeit des Modelstechen. Mit Modeln werden auch die
Sprigerle bzw. Anisbrötli hergestellt.
Zelten von 1766 und Südtiroler Honigzelten
- Weihnachtsplätzchen / German Christmas Cookies / Teil 22
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Zelten nach der Rezeptur der Jungfrau Josepha Fetzerin
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Bei den Zelten der Jungfrau Josepha Fetzerin, aufgezeichnet 1766, gehe ich davon aus, dass ein damaliges Pfund heutigen 460 g und ein Loth ungefähr 16 g entspricht. Erstaunlicher Weise für damalige Zeiten nur mit relativ teuren Zucker und ohne Honig zubereitet!
Bei den Zelten der Jungfrau Josepha Fetzerin, aufgezeichnet 1766, gehe ich davon aus, dass ein damaliges Pfund heutigen 460 g und ein Loth ungefähr 16 g entspricht. Erstaunlicher Weise für damalige Zeiten nur mit relativ teuren Zucker und ohne Honig zubereitet!
Zutaten:
6
Eidotter
7
Eier
460
g Zucker, fein
230
g Mehl
230
g Mandeln, ohne Haut gerieben
16
g Zimtpulver
8
g Nelkenpulver
8
g Muskatnusspulver
Schale
einer Zitrone
Küchenequipment:
Bienenwachs
als Backtrennpapierersatz
Zubereitung:
In
einer Schüssel mit dem Schneebesen die Eier und Eigelb verschlagen und mit dem
Zucker schaumig rühren. Auf einem Nudelbrett dass Mehl mit den Gewürzen,
Zitronenschale und Mandeln vermischen, anhäufen und die Mitte vertiefen. In die
Mulde die Zucker-Eier-Masse geben und alles von Hand verkneten.
Messerrückendicke
Zelten formen und goldgelb aus einem gewachsten Backblech backen.
Südtiroler Honigzelten
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Südtiroler Honigzelten
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Zutaten:
250
g Sultaninen
350
g Trockenfeigen, gehackt
75
g Zitronat
35
g Orangeat
50
g kandierte Kirschen (Belegkirschen), gehackt
50
g gemischte kandierte Früchte, gehackt
abgeriebene
Schale 1 Orange
250
ml Rum
Saft
1 Orange
100
g Mandeln, Haut abgezogen und gehackt
50
g Walnüsse, gehackt
50
g Haselnüsse, gehackt
100
g Pinienkerne
100
g Weizenmehl, Type 550, gesiebt
125
g Roggenmehl, Type 815 sonst 1150, gesiebt
5
g Hirschhornsalz
5
g Pottasche
1 TL Wasser
1 TL Wasser
½
TL Ceylon Stangenzimt, gemahlen
½
TL Gewürznelkenpulver
½
TL Piment, gemahlen
½
TL Muskat, gemahlen
½
TL Sternanis, gemörsert und gesiebt
1
Prise Meersalz
100
ml Wasser
125
ml Wald-, oder Tannenhonig
für
die Glasur:
100
ml Wasser, lauwarm
1-2
EL Wald- bzw. Tannenhonig
Zubereitung
zwei Tage vorher:
Etwas
von den Nüssen und den Früchten vor dem einweichen zur Seite stellen, sie
werden später noch für das verzieren der Zelten benötigt. Am Vortag Sultaninen,
Trockenfeigen, Zitronat, Orangeat, kandierte Kirschen und Früchte,
Orangenschale mit dem Rum und Orangensaft vermischen so dass alles mit
Flüssigkeit bedeckt ist und zugedeckt über Nacht durchziehen lassen.
Zubereitung
am Vortag:
Die
eingelegten Früchte abgießen und mit den gehackten Nüssen vermengen. Beide Mehlsorten
durchsieben, Lebkuchengewürze dazugeben. Hirschhornsalz und Pottasche mit einem TL Wasser auflösen und zusammen mit dem Honig und dem Wasser zu einem Teig verkneten. In Frischhaltefolie
einwickeln und über Nacht im Kühlschrank ruhen lassen.
Zubereitung:
Teigkugel
aus dem Kühlschrank nehmen und auf Zimmertemperatur aufwärmen lassen,
anschließend das Backrohr auf 180° Celsius vorheizen. Teigkugel ausrollen und
zu Rechtecken zuschneiden. Mit den restlichen Nüssen und Früchten verzieren und
mit etwas Abstand auf ein mit Backtrennpapier ausgelegtem Backblech legen. Je
nach Größe für 20 bis 35 Minuten goldbraun backen.
Die
Glasur anrühren und die Zelten damit bestreichen. Auf einem Kuchengitter gut auskühlen
lassen. Die Zelten in einer Blechdose lagern und zwischen jede Lage,
Wachspapier oder Frischhaltefolie legen. Nach zwei Wochen sind sie
verzehrfertig, werden jedoch mit zunehmender Reifung noch qualitativ besser.
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