Montag, 5. Februar 2018

Cartellate aus Apulien



Die Cartellate oder Carteddàte aber auch Scartilléte sind eine typische Apulische Spezialität vor allem zu Weihnachten (auch als rose di Natale). Sie sollen dann einen Heiligenschein oder zu Ostern eine Dornenkrone darstellen. Durch ihre christliche Symbolik passen sie aber auch in den Fasching. Woher der Begriff Cartellate kommt, ist nicht ganz geklärt, vermutlich vom italienischen Begriff verknittern bzw. zerknittert, er kann aber auch sehr viel älter sein und aus dem griechischen kommen, da Teile Apuliens früher griechische Kolonie waren und dann von Begriff κάρταλλος (für eine Form von Korb) abgeleitet wurde.

Die Cartellate sind den sardischen Orilettas (in Honig getauchtes Schmalzgebäck aus Grieß und Mehl mit Zitronenschale aromatisiert), ein reines Faschingsgebäck und den ebenfalls sardischen Ostergebäck Tiricche (aus ausgebackenem Grieß mit einer Mandel-, Orangen- und Mostfüllung) ähnlich.

Der alternativ benutzte Vincotto, also übersetzt gekochter Wein, ist ein zu Sirup (ähnlich einen weiter eingedickten Balsamico) eingekochter Traubenmost aus bereits noch am Weinstock und zusätzlich nach der Lese noch auf Holzgittern weiter getrockneter Trauben. Der daraus gewonnene Most wird auf ein Fünftel eingekocht mit etwas Weinessig versetzt und für vier Jahre im Eichenfass gelagert wurde. Er schmeckt süß-sauer und erinnert im Aroma an Traube, Zwetschge und Gewürzen. Es gibt den Vincotto ursprünglich traditionell und mit Zitrusfrüchten wie Orange und Zitrone oder auch Feige  bzw. Himbeere weiter aromatisiert. Eine Besonderheit stellt der Vincotto mit Carobpulver dar, es schmeckt zusätzlich nach den gerösteten Früchten des Johannisbrotbaumes mit seinen Kakao- und Karamellnoten. Zudem gibt es noch einen günstigeren aber qualitativ ebenso guten Vincotto aus Feigenmost.

Was die Cartellate betrifft, gibt es in Apulien eine Art Glaubensstreit ob sie knusprig also croccante oder eher etwas weicher also morbido sein sollen. Meines Erachtens eine reine Geschmackssache. Je dünner der Teig ausgerollt wird umso schneller werden sie beim Ausbacken knusprig; sind sie zu dick, werden sie dabei aber fest, was sie nicht sein sollen! Der Teig muss entsprechend sehr elastisch sein, damit man ihn möglichst dünn ausrollen kann. Ist der Teig einmal verknetet aber zu feucht, lieber trocknen lassen als noch weiteres Mehl unterzumischen. Elastischer wird der Teig auf alle Fälle, wenn man noch ein Hühnerei hinzufügt, für die, die eine weichere Version bevorzugen.







Cartellate aus Apulien
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Zutaten Teig:

500 g Weizendunst / doppelgriffiges Weizenmehl
       oder zur Not Weizenmehl, Type 550, gesiebt
1 EL Kristallzucker, fein
1 Prise Meersalz, fein
85 ml Olivenöl, extra vergine
1 Hühnerei (nur für die weiche Version), nach Gusto
100 ml Weißwein, Moscato, süß/dolce, leicht erwärmt
Fett zum Ausbacken wie Erdnuss- oder Sonnenblumenöl (kein Olivenöl)
Honig oder Vincotto nach Gusto
Zimt und Zucker-Mischung aus gemahlenem Ceylon Stangenzimt und Staub-/Puderzucker



Küchenutensilien:

Nudelmaschine
Teigrädchen



Zubereitung (je nach Teig auch bereits am Vortag):

Das gesiebte Weizenmehl in die Rührschüssel geben und mit dem Salz und Zucker vermischen, eine Vertiefung formen und das Olivenöl und nach Gusto das Ei hinein geben. Auf langsamer Stufe zu einem Teig verkneten, dabei im dünnen Strahl den leicht erwärmten Weißwein dazu gießen. Zu einem homogenen, glatten und geschmeidigen Teig kneten der nicht mehr am Schüsselrand klebt. Der Teig sollte lieber zur trocken, aber nicht bröselig sein, als zu feucht. Abgedeckt für eine Stunde im Kühlschrank rasten lassen.

Den Teig einige Male durch die Nudelmaschine drehen bis er zum einen nicht mehr reißt und leicht dehnbar ist (wichtig für später) und zum anderen ca. nur noch 1-2 mm dick ist.  Mit dem Teigrädchen 4 Zentimeter breite und ca. 20 Zentimeter lange Streifen schneiden. Den Teig mit dem gerändelten Rand nach oben der Länge nach mittig zusammen falten und alle drei Zentimeter zusammenpressen, so dass kleine Wannen bzw. Taschen entstehen. Das Ganze dann zu einer Schnecke zusammenrollen und am Ende vorsichtig zusammenpressen, damit beim Ausbacken die Schnecke nicht aufgeht.

Ist der Teig zu klebrig, so dass die Schnecken überall zusammen zu kleben drohen die Cartellate auf ein Backblech legen und über Nacht abgedeckt etwas antrocknen lassen.

Fett auf 160° C erhitzen und auf beiden Seiten (wenden nicht vergessen) golden bzw. goldbraun ausbacken (siehe oben croccante oder morbido). Mit der Bodenseite nach oben auf Küchenkrepp entfetten lassen.

Honig oder Vincotto leicht erwärmen, so dass er etwas flüssiger wird. Die Cartellate darin eintauchen und auf einen Teller legen, dabei darf bzw. sollte der Honig oder Vincotto in die Vertiefungen fließen und sich darin auch nach dem herausnehmen noch befinden. Nach Gusto mit einer Zimt-Staubzucker-Mischung bestäuben.

Schmecken solo genauso wie zum Kaffee und ebenso perfekt zu einer Kugel Eis.

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