Zu
Ostern vom Lamm keine Keule oder Rücken, sondern die aromatische Schulter. Sie
enthält kaum Fett und ist für die, die den Lammgeschmack nicht mögen,
wahrscheinlich neben dem Filet das Beste „Lamm Einsteigerstück“. Natürlich ist
es etwas (wenig) durchwachsen, aber genau das sorgt dafür, dass beim
Niedertemperaturgaren das Fleisch saftig bleibt ohne einen intensiven
Lammgeschmack abzugeben.
Das
Entbeinen der Lammschulter findet hier erst nach dem Garen statt, mit dem
Vorteil, dass sich das Schulterblatt und der Oberschenkelknochen fast von Hand
auslösen lassen und damit kaum Fleisch am Knochen zurück bleibt.
Dazu
die Schulter etwas abkühlen lassen, damit man sie von Hand anfassen kann und die
Schulter auf die Außenseite legen (das ist die gewölbte Seite, die flache ist
also oben) den Oberschenkelknochen mit den Fingern (ungefähr in der Mitte) ertasten
und mit einem scharfen Messer einmal am Knochen entlang schneiden (dabei nicht
durch das ganze Fleisch schneiden bzw. stechen!) und das Gelenk zwischen
Schulterblatt und Oberschenkelknochen an der Kugel durchtrennen. Fleisch dann
mit den Fingern vom Oberschenkelknochen wegdrücken und den Knochen zu Gelenk
hin herausnehmen. Auf der gegenüberliegenden Seite am Schulterblattende das
Knorpelige Stück, das das Fleisch mit dem Schulterblattende verbindet
wegschneiden und mit dem (dünnen) Messer am Schulterblattknochen entlang
schneiden, kann man auch mit der Hand machen, da das Fleisch nicht mehr am
Schulterblattknochen anhaftet. Das dreieckige Schulterblatt hat in der Mitte
eine längslaufende Erhöhung, einen Knochenkamm, daran kann das Muskelfleisch
etwas stärker anhängen.
Lammschulter,
Niedrigtemperatur
20160320toko
Zutaten:
ca.
1.7 kg (Milch-)lammschulter, ganz mit Knochen, pariert
8
EL Olivenöl, extra vergine
6
Knoblauchzehen, frisch, ganz, geschält
1
Bund Rosmarin
Thymian
und Salbei, nach Gusto
Meersalz
und schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Küchenutensilien:
Reine
Silikonpinsel
Zubereitung (eventuell über Nacht):
Die
Milchlammschulter gut waschen und auf noch vorhandenes Blut kontrollieren (oft bleibt noch etwas davon in den Arterien zurück, dann diese einfach ausdrücken und mit Wasser abspülen). Die Schulter
parieren, dazu die Silberhaut ähnlichen Teile abziehen und sichtbare Sehen
sowie Fett wegschneiden. Anschließend trocken reiben.
Reine
mit Olivenöl bedecken und den Rosmarinbund darin drehen, Knoblauch einmal
längst teilen und gleichmäßig verteilen. Nach Gusto kann auch noch mit Thymian
und Salbei aromatisiert werden. Schulter mit Meersalz du Pfeffer einreiben.
Schulter
auf das Rosmarinbett legen und bei 85° C für ca. 7 Stunden garziehen lassen.
Dabei ca. alle 30 Minuten mit dem Olivenöl bepinseln bzw. übergießen. Am Ende
der Garzeit die Schulter herausnehmen, etwas abkühlen lassen und die Schulter
ausbeinen. Die Knochen aufheben, sie werden wie das Olivenöl in der Reine für
den Lammfond gebraucht.
Dazu
passen alle jungen Frühlingsgemüse und besonders gut frische junge Kartoffeln, ob als grobe Bratkartoffel oder
auch in Verbindung mit Steckrüben oder Kürbis als Kartoffelpüree, entscheidet
jeder für sich. Die Sauce dazu, siehe unter
Lammfond.
Der
Wein dazu, altes aus dem Buchenholztal:
The Chocolate Block - 2007 - Boekenhoutskloof
Aus dem Jahrgang 2007, als Boekenhoutskloof
South African Wine Maker of the Year wurde. Immer
noch ein tiefes Rubinrot bis zum Glasrand. In der Nase ein fruchtiges
Kirschbukett mit blumigen (?) Anklang, komplex aber verschwimmend ohne weitere
klare Noten, leicht würzig. Veilchen und Himbeere, wie in jungen Jahren sind
komplett verschwunden.
Solo:
Zarte Johannisbeere mit auflebenden Tanninen, dann harzige Komponenten wie
Zeder, etwas indisches, wie indischer Lorbeer, zarte Nelke und Koriandersamen. Nicht
eindimensional aber auch nicht komplex mehr gut durchmischt. Ohne Kanten, ein
schöner Wein aber eine längere Lagerung würde ich sagen, führt zu keinem weiteren
Vorteil mehr.
Zum
Lamm (ohne Fett): Baut erstaunlich ab! Nicht das er komplett verschwindet, aber
nun erstaunlich einfach in der Struktur, auch die Zeder ist weg. Lamm mit etwas
Fett (bei dem Gericht nicht einfach zu finden): Gewinnt deutlich an Kraft, wird
stark fruchtig, vor allem nach dunklen Beeren. Bestes Aroma bisher. Nase hat
stark nachgelassen, nur noch leicht blumig, würde aber nicht auf Syrah
schließen.
Letzter
Test, ein Stück salziger Halloumi vom Apéro: Erstaunlich! Stellt sich der Herausforderung,
wie beim Lamm mit Fett, nicht mehr nur beerig, komplexer, sogar leichte weiße
Pfeffer Noten. Im Nachhall leider nicht länger, schade! Man muss aufpassen und
sich nicht vom Etikett täuschen lassen, aber Kakaotöne sind nicht klar zu
identifizieren, auch Spuren von Mandel- oder Marzipanaromen sind nicht mehr wie
in jungen Jahren vorhanden. Erstaunliche Verwandlung des Syrah.
Abschließend:
Bereitet wahrscheinlich in jungen Jahren mehr Freude, natürlich auch kräftiger
in den Aomen, dafür klarer strukturiert, wie sein kleiner Bruder Porcupine
Ridge, ein Sauvignon Blanc, den ich wegen seiner zurückhaltenden Exotenfülle
jung sehr schätze.
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