Wenn
einen schon ein Rezept an der Côte d’Azur verschlägt, hier gleich noch eins
hinterher. Ob das Bacon in Cap d´Antibes, das Tétou am Plage de Mirandole in Golfe
zwischen Antibes und Cannes oder eben das Chez Camille in Ramatuelle, alle sind
berühmt für ihre Bouillabaisse.
Wer
jedoch nicht gerade an der Côte d’Azur weilt oder keinen Wert auf monatelange
Reservation im Voraus legt, sowie auch die zwischenzeitlich vielleicht als
persönlich überhöht empfundenen Preise scheut und auf den Blick am Abend auf
die la grande Grenille bzw. den Golfe Juan, tagsüber natürlich über die
blauweißen Sonnenschirme oder auf den Phare von Cap Camarat verzichten kann; der
könnte sich eine Bouillabaisse auch selbst zubereiten und in seinen eigenen
Erinnerungen bei einem Glas Rosé schwelgen. Zugegeben hier nicht ganz einfach
durchzuführen, da die Besorgung von den dafür benötigten frischen Fischen nicht
so einfach ist, aber zumindest doch alles nur zum Preis von einer oder
eineinhalb Personen gegenüber den oben erwähnten Etablissements.
Natürlich
besitzen alle in der Provence, die Kochen können, ihr eigenes Rezept für „ihre“
Bouillabaisse und die, die sie lieber nur Essen, haben natürlich auch ihre
kritische Meinung dazu. Allen gemein sind aber immer ein Fischfond bzw. Fisch-Bouillon auch Fumet de Poisson genannt, als Grundlage und die Beigabe von ausgesuchten ganzen Fischen. In die Bouillon
gehören typische provenzalische Gemüse und Kräuter wie z.B. wildes Fenchelkraut
oder Fenchelsamen, Thymian, Knoblauch, Orangenschale und auch Bohnenkraut sowie
Safran und Chilis. Bei den Kartoffeln meine die einen schon wieder, dass sie
mit gekocht werden sollen, die anderen sind der Meinung, sie separat
weichzukochen und dann erst dazu zugeben. Dazu reicht man nach der Zubereitung noch
Rouille und geröstetes Knoblauch-Weißbrotscheiben (ähnlich wie für Croûtons,
stark geröstet). Ebenfalls wichtig für den typischen Geschmack ist die
Zubereitungsart. Der Name Bouillabaisse soll von den Wörten „bouilir“ für
„stark kochen lassen“ und „abaisser“ für „sich senken, hier für Hitze
reduzieren“ stammen. Auf provenzalisch auch bouli abaissa „koche - schnell und
- setze dich“.
Als Basis für die Bouillabaisse
benötigt man das klassische Mittelmeer Fisch-Potpourri: Roter Drachenkopf
(Rascasse / Scorpion fish), Seeteufel (Lotte de mer oder Baudroie / Monkfish), Roter
und oder Grauer Knurrhahn (Grondin / Gurnard), Meeraal (Congre / Conger), Petersfisch
(St-Pierre / John Dory) und Rotbarbe
(Rouget barbet/Red Mullet). Von diesen Fischen werden dann später nach dem Kochen
die Filetstücke zur Bouillabaisse serviert. Für den Geschmack der Bouillon
werden noch Favouilles, eine kleine Strandkrabbe (eine Art von kleinen grauen
Krebsen die hier schwer zu bekommen sind, in Frankreich aber auch im Glas als
fertige Suppe werden) dazugegeben, die jedoch wie gesagt nicht mit gegessen werden.
Wenn der Drachenkopf
ausgenommen wird unbedingt die hoch aromatische Leber aufheben, sie kommt fein
zerrieben in die Rouille! Da Fische normalerweise vom Händler ausgenommen
werden, diesen also darum bitten.
Kommt nun Wein in die Bouillabaisse
bzw. den Fischfond/-bouillon, oder nicht? Zuerst einmal, Pastis auf keinen
Fall! Kann man mit einem erhöhten Fenchelanteil gerne in eine einfache
Fischsuppe schütten, aber bei der Bouillabaisse geht durch seine Dominanz der
feine Geschmack verloren. Am besten vorher zum Apéro trinken. Beim (Weiß-)wein
verhält es sich ähnlich, persönlich bevorzuge ich die Variante ohne Wein, es
ist aber natürlich erlaubt, schmeckt dann aber einfach anders. Wer sich nicht
sicher ist, einfach ausprobieren, wobei nur einmal am Anfang oder am Ende des
Kochvorgangs Wein zugegeben werden sollte. Also ähnlich wie beim Risotto,
mehrfache Zugaben zerstören den Geschmack bzw. verändern ihn negativ.
Das
servieren der Bouillabaisse kann, wer will, in drei einzelne Gänge aufgeteilt
werden. Zu allererst nur eine reine Bouillabaisse mit gerösteten
Weißbrotscheiben und Rouille, wobei hier, wer will, der Bouillabaisse noch
einen gehäuften Löffel Crème fraîche vermischt mit einem Eigelb und mit fein
geriebenen Knoblauch zugeben kann. Dann erinnert das Ganze an eine Bourride und wird
nicht mehr mit Rouille, sondern mit einer Aioli sowie einigen geschälten
frischen Knoblauchzehen und natürlich geröstete Weißbrotscheiben gereicht. Bei
Erster streicht man etwas Rouille auf das Brot und leg es in die Bouillabaisse,
bei Zweiter reibt man den Knoblauch auf dem Weißbrot und gibt dann Aioli darauf
um das Ganze ebenfalls in die Bouillabaisse einzulegen.
Anschließend die Bouillabaisse
mit den Kartoffelscheiben als zweiten Gang anrichten und zum Finale und
gleichzeitig auch der größten Portion die Bouillabaisse mit den verschiedenen
Fischfilets servieren. Natürlich kann man den zweiten und dritten Gang auch
kombinieren.
Gar-Reihenfolge der Fische,
zuerst: in das sprudelnde Wasser mit dem
Kopf zuerst die Favouilles (nur lebende!) zum aromatisieren, dann Roter und oder
Grauer Knurrhahn, Roter Drachenkopf, Petersfisch. Etwas später dann Seeteufel, Meeraal,
Rotbarbe etc.. Wer das Ganze noch mit Hummer oder klassisch wie bei Bacon mit
Languste verfeinern will, sollte die Languste unbedingt separat zubereiten und
später nur das Fleisch zur zugeben. Aus der Karkasse lässt sich
selbstverständlich auch ein sehr feiner Fond zubereiten.
Bouillabaisse
20160625toko
Zutaten
Fischfond/-bouillon (ohne Wein):
1
große braune Zwiebel, geviertelt, sauber mit Schale
2
Echalottes, geviertelt, sauber mit Schale
1
Stange Lauch/Porree, in Ringen
2
Stangen Bleichsellerie, grob gehackt
4
Stängel Blattpetersilie, ganz grob gehackt
1
Knoblauchzehe, angedrückt
2
Lorbeerblatt, geknickt
1,5
kg kleine Felsenfische bzw. Fischgräten (sehr gut von der Seezunge) und Köpfe,
alles vom Tag, also ganz frisch!!!
12
weiße Pfefferkörner
etwas
Olivenöl
1,5
l Wasser
Zutaten
Bouillabaisse:
3
kg von Felsenfische aus dem Mittelmeer und Mittelmeerfische, s.o.
Fischfond/-bouillon (s.o.)
20 ml Olivenöl, extra vergine
2
Zwiebeln, mittelgroß, braun, feine Ringe
1
Stange Lauch, längst halbiert und in feinen Querstreifen
2
Tomaten, klein, ohne Haut, Samen und Stilansatz, geviertelt
4
Knoblauchzehen, frisch, geschält
2
Lorbeerblätter, frisch, geknickt
wildes
Fenchelkraut oder ½ gestrichener TL Fenchelsamen
Schale
½ Bio-Orange, gerieben oder Julienne-Streifen
4
Zweige Thymian
2
Zweige Bohnenkraut
1
Messerspitze Piment d'Espelette (aus der Gorria Chili)
Meersalz
schwarzer
Pfeffer aus der Mühle
4
Kartoffeln, geschält in dünnen Scheiben
3
Prisen Safranfäden, ruhig großzügig sein, man wird es ihnen danken
Rouille,
s.d.
geröstete
Weißbrotscheiben, dünn
Olivenöl
zum Rösten
Küchenutensilien:
Musselin-
bzw. Leinentuch zum filtern
ein
sehr großer Küchentopf
ausreichend
großes Sieb
offenes
Feuer oder eine sehr stark heizende Kochstelle
Zubereitung
Fischfond/-bouillon:
Fischgräten
und Fischköpfe sehr kalt abspülen. Alles
außer den Fischteilen im Olivenöl glasig andünsten und mit dem Wasser aufgießen.
Fischköpfe und -gräten hinzufügen und alles einmal aufkochen lassen, Hitze
reduzieren, Deckel auflegen und für 25 Minuten ziehen lassen. Austretender
Eiweißschaum mit dem Schaumlöffel alle 5 Minuten von der Oberfläche abschöpfen
und dann alles durch ein sauberes (ohne Weichspüler gewaschenes) Musselin- bzw.
Leinentuch abgießen und bis zur Verwendung kühl stellen. Geliert die Bouillon,
ist die ein gutes Zeichen.
Zubereitung
Bouillabaisse:
Die
Fische sehr gut abspülen und ausnehmen, ich entferne dabei auch die Kiemen, die
eigentlich keinen Geschmack abgeben aber oft mit kleinsten Parasiten besetzt
sind. Die Köpfe am besten abtrennen und der Länge nach spalten, da sie so später
viel mehr Geschmack an die Bouillon abgeben können.
Kartoffel
waschen, schälen und in feine Scheiben schneiden. Vorbereiteter Fischfond/-bouillon
aufkochen und neben den Bouillabaisse-Topf stellen.
Das
Olivenöl erhitzen und die Zwiebeln, den Lauch und die Tomaten darin glasig
dünsten. Knoblauch mit der flachen Seite des Gemüsemessers flach drücken und
zusammen mit den Lorbeerblättern, Fenchelsamen, Orangenschale, Thymian,
Bohnenkraut und dem Piment d'Espelette ebenfalls dazugeben und kurz mit dünsten
bis sie zu duften anfangen (hier sind interessanter Weise die Inder viel weiter
als wir, sie sagen dazu, schlecht übersetzt, der Duft der Kräuter verwandelt
sich von „roh“ in „gekocht“). Nun das Meersalz und den schwarzen Pfeffer
dazugeben.
Fischbouillon
nochmals aufkochen. Zuerst die festen Fische (der obigen Reihenfolge
entsprechend) auflegen und sparsam mit Fischfond/-bouillon aufgießen, so dass
die Fische gerade damit bedeckt sind. Kartoffelscheiben dazugeben und stark
erhitzen, sobald die Flüssigkeit kocht, die Strandkrabben mit dem Kopf zuerst
einlegen. Für ca. 5 Minuten sprudelnd kochen lassen. Safranfäden mit den
Fingern zerreiben und einstreuen, restliche Fische dazugeben und noch weitere 5
Minuten kochen, eventuell mit weiterer Bouillon aufgießen, so dass die Fische
bedeckt sind. Topf von der Feuerstelle nehmen und für 8 bis 10 Minuten ziehen
lassen, darauf achten, dass die Fische nicht zerfallen.
In
der Zwischenzeit Weißbrotscheiben in Olivenöl goldbraun und rösch anrösten.
Suppenteller vorbereiten.
Die
Fische vorsichtig mit einem Fisch- oder großen Schaumlöffel aus der Bouillabaisse
in eine Reine legen. Strandkrabben entfernen und die Kartoffelscheiben
herausfischen oder später aus dem Sieb nehmen. Die Suppe durch ein Sieb
passieren und warm stellen. Fische filetieren und ebenfalls warm stellen. Nach
persönlichem Gusto (s.o.) in einem, zwei oder drei Gängen anrichten.
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