Beppe Rinaldi († 2.9.2018)
20180903toko
Noch
ein Traditionalist, der diese Welt in 2018 verlassen hat. Beppe ‚Citrico‘
Rinaldi zählte zu dieser kleinen Gruppe handwerklicher Winzer, mit ihrer
jeweils eigenen Handschrift, ihrem enormem Talent und gewaltigen Wissen.
Eigentlich Tierarzt, übernahm er 1992 das Weingut von seinem Vater Battista
Rinaldi, dem ehemaligen Bürgermeister von Barolo in den Jahren, in denen er das
Schloss Falletti wiederbelebte und zu einem städtischen Anwesen machte. Ein
Freigeist, kritisch und streng in seinen Urteilen, von allen deswegen auch ‚Citrico‘
genannt.
Am
wohlsten fühlte er sich an seinem ‚heiligen Ort‘, dem Weinkeller, dort konnte
er seine Ideen umsetzen und im Weinberg wo sein sorgfältiger und strenger
Weinbau ihn in der Natur arbeiten lies. Als aufgeklärter Konservator stellte er
sich kritisch der Zukunft, immer im Bewusstsein aus der Vergangenheit zu lernen.
Wägte jedoch im Vorfeld genau ab, ob Veränderungen wirklich das Ergebnis bringen
würden was sie versprachen oder ob nicht negative Aspekte letztendlich dann
doch überwiegen würden.
Gerade
letztes und dieses Jahr war er der schärfste Kritiker, was die erneute Ausdehnung
des Gebietes der Barolo-Zone 2018 betraf (anm. Barolo DOCG 1993 1178 ha; 2002 1573
ha; 2013 2055 ha und 2017 2166 ha und in Flaschen 1993 6.480.600; 2003 8.711.200;
2013 13.902.404 und im Jahr 2017 14.194.212). Ihm ging es nicht darum, dass
plötzlich ein Weinberg, wenn er in der Erweiterungszone liegt sich vom Wert her
dadurch verzehnfacht, oder um wie viel auch immer (anm. ha DOCG Barolo etwa 1.950.000
€). Es ging ihm darum, ob dieser Weinberg qualitativ betrachtet wirklich der
bisherigen Klasse in der Barolo-Zone entspricht und nicht die Integrität des
DOCG Statuts gefährdet. Nie war er dafür, dass ein Barolo im Discounter für
9,50 € erhältlich sein muss, Qualität und Klasse sind zusammen immer rar auf
der Welt verteilt und so sollte es auch beim Barolo bleiben. Dabei hatte er
sicherlich auch die nicht direkt vergleichbare deflationäre Krise des Dolcetto
mit im Hinterkopf. Für ihn gab es keine Koexistenz von Cru Barolo und etwaigem jung
zu trinkendem Massen Barolo, hier zählte für ihn nur die Qualität. Er wehrte
sich gegen die, wie er es sagte ‚Vermehrung von Brot und Fisch‘ oder mit Goethe
‚Das Beste ist der Feind des Guten‘.
Er
hat sich nie Experimenten und Innovationen verschlossen, jedoch immer auch
kritisch betrachtet und Respekt für die Tradition verlangt. Er wurde als ‚traditioneller
Troglodyt‘ (Höhlenbewohner) beschimpft, lies sich nicht beirren und kämpfte weiter
für seine Sache. Was die Barolo Ausdehnung betraf, schlug er vor: ‚Anstatt
Nebbioli auch unter den Betten zu pflanzen, wäre es vorteilhafter, Alba in die
Barolo-Produktion einzubeziehen. Auf diese Weise würde das Gebiet um Alba
erweitert, das bereits zum Barbaresco-Gebiet gehört, das traditionell und
historisch viel geeigneter ist als Bodenwellen und Gräben. Wir würden Wälder,
Hecken, Weiden, Eichen und Trüffelpappeln retten.‘
Er
verstarb gestern nach einer langen und schweren Krankheit mit 69 Jahren, er hinterlässt
seine Frau Annalisa und die beiden Kinder Carlotta und Marta.
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