Samstag, 9. Juni 2018

Polenta – ein kleiner Leitfaden




Polenta, den eingedeutschten Namen Plente kennt kaum noch jemand, außer vielleicht in der Steiermark, Kärnten oder Sloweniens wo er als Plenten vielen ein Begriff sein sollte. Heute wird mit Polenta ein fester Brei aus Maisgrieß assoziiert, ist aber der Name Polenta doch viel älter. Aus römischer Zeit sind bereits Polentagerichte bekannt, die jedoch mangels Bekanntheit des Mais (erst ab 1525) auf Basis von Dinkel, Hirse und Kichererbsenmehl zubereitet wurden. Im Laufe der Zeit kam noch andere Getreide-Varianten wie Buchweizen (nicht mit dem krümeligeren Sterz verwechseln), Gerste aber auch Kastanie hinzu.

Polenta ist in verschiedenen mahlgraden erhältlich, mittlerer bis grober Polentagrieß ist für feste bis schnittfeste Polenta gedacht und eignet sich auch für eine nachfolgende Zubereitung wie Braten oder Grillen. Feine Polenta wird für cremige Polentagerichte benötigt. Pro Person kann man für eine Vorspeise mit 45 bis 50 Gramm und für eine Hauptspeise mit 75 bis 80 Gramm Polentagrieß rechnen. Je nach Konsistenz und Mahlgrad der Polenta rechnet man mit einem Verhältnis von 1:3 bis 1:4 von Grieß zu Flüssigkeit. Die Kochzeit klassisch beträgt etwa 50 bis 60 Minuten, vor dem Mahlen vorgekochter Mais benötigt etwa 20 bis 25 Minuten und Instant Polenta nur 5 Minuten. Polenta aus dem Backrohr, vorher mit sehr heißer Flüssigkeit vermischt für 10 Minuten rasten lassen, benötigt etwa 50 bis 20 Minuten bei 90° C Ober- und Unterhitze, keine Umluft!

Polenta Zubereitung für 6 Personen: 500 g Polentagrieß, mittelgrober; 2 l Wasser; 1 EL Meersalz; 1 Liter des Wassers zum Kochen bringen, den 2. Liter warm halten.  Zwei Drittel der Polenta in das heiße Wasser einrühren und gründlich mit einem Holzlöffel regelmäßig umrühren. Nach 10 Minuten das restliche Maismehl einrieseln lassen und ein Suppenkelle heißes Wasser zugeben. Weiter umrühren und beständig kellenweise das heiße Wasser zugießen bis die Polenta nach etwa insgesamt einer Stunde gar gekocht ist. Auf ein Holznudelbrett stürzen und heiß servieren.





 

Polenta – ein kleiner Leitfaden
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Bramata Polenta: Aus Graubünden, ein sehr grobkörnigerer Maisgrieß (zwischen Grieß und Grütze) der mit Gemüsebouillon und zusammen mit geriebenen Bündner Bergkäse und Zwiebeln zubereitet wird. Dabei wird der Bramata Grieß auf einmal in Bouillon eingerührt und für 40 Minuten ohne Rühren rasten gelassen. Dann wird geriebener Bergkäse, zerlassene Butter  und geschmälzte Zwiebeln darüber gegeben und nochmals für 10 Minuten rasten gelassen. Bramata wird im Topf oder Kessel in dem es zubereite wurde serviert und mit einem Löffel von oben nach unten abgestochen.

Gelbe Polenta: Die klassische Polenta aus gelbem Maisgrieß (z.B. Maranello oder Marano Vicentino). Perfekt für Gerichte im Herbst wie Pilze und Wild. Gelbe Polenta lässt sich auch zum panieren verwenden. Gelbe polenta benötigt 45 bis 50 Minuten Kochzeit unter ständigem rühren. Wer Polenta im Schnellkochtopf kocht, dann verkürzt sich die Zeit auf knapp 20 Minuten, dazu Polenta und kaltes Wasser im Verhältnis 1:3 einrühren, einmal auf Stufe drei oder ansprechen der Ventilpfeife aufkochen, Feuer auf kleinste Stufe zurückstellen und 20 Minuten ziehen lassen.  

Grits: Ein Polenta-Grütze aus dem Süden der USA und von den indianischen Ureinwohnern adaptiert, es gibt sie in gelb, aus dem Ganzen (Vollkorn) und in weiß mit geschälten und anschließend gewälztem (Schrot) oder geschnittenem (Grütze) Korn. Die Kochzeit ist entsprechend kürzer als die von Polenta und beträgt nur 25 bis 45 Minuten. Flüssiger als Polenta, mehr ein Brei, wird es als herzhaftes Frühstück mit Fleisch, Wurst, Bacon, Käse bzw. Fisch wie Waller gemischt oder auch als sonstige Mahlzeit wie „Shrimp and Grits“ zubereitet. Eine besondere Version ist grits mit bird-eye gravy einer eingekochten Sauce aus Tropfsaft/Fett der beim Backen von Landschinken (wie Virginia oder Smithfields Schinken) anfällt und mit starkem Kaffee oder Zichorienkaffee (mit dem der Bratensatz abgelöscht wird) vermischt wird. Grits wird immer mit Wasser zubereitet, nur die Charleston Style Grits wird mit Milch gekocht. Eine feste grits Version wird wie ein Wiener Schnitzel mit Panade zubereitet.

Instant Polenta: Eine vorgekochte Polenta, die erst gedämpft und geröstet und dann getrocknet wird. Dadurch kann sie in wenigen Minuten ohne Geschmacksverlust zubereitet werden. Sie kann sowohl gelb als auch weiß sein, sie läuft zumindest in Supermärkten der klassischen Polenta den Rang ab.

Kačamak/Katschamak: Eine Polenta Variante von der Balkanhalbinsel, in Salzwasser gekochter Maisgrieß wird dabei mit geriebenen Feta oder gebratenem Speck und dem ausgetretenem Fett serviert. Oft auch auf einem Spiegelei zum Frühstück gereicht. Eine andere Version ist die, direkt in das Kochwasser bereits geschälter und fertig gekochter Kartoffeln den Maisgrieß zu geben und alles zusammen zu einem Brei weiter zu verkochen und dann noch heiß mit einem Schichtrahm, Hüttenkäse oder Schichtkäse wie Skorup oder Kaymak (siehe Quitte mit Kaymak) zu mischen. Kačamak kann sowohl mit Maisgrieß wie auch aus Gerste, Weizen oder Buchweizen zubereitet werden. Für Smocani Kačamak wird Milch mit Kaymak und Käse vermischt und mit vorgekochter Kačamak vermischt und mit Sauermilch serviert. Bei Masanica bzw. Popara werden zum Ende der Kochzeit  noch getrocknete Brotwürfel untergemischt.

Mămăliga: Eigentlich keine Polenta mehr, sondern mehr ein fester Maisbrei, von der Konsistenz her mehr mit dem Türkensterz aus der Steiermark bzw. Kärnten verwandt. Mămăligă ist vom westlichen Kaukasus bis zur serbischen Grenze Rumäniens, der Region Walachei verbreitet. Es gibt ihn ebenso in leicht veränderter Form in Russland und Polen, sowie auf Weizengrieß Basis in Bulgarien. Siehe Mămăligă, ein Kukuruzbrei.

Mealie-Pap: Aus Namibia, dafür wird Ziegen- oder Kuhsauermilch mit Wasser und Maismehl vermischt. Der Brei wird morgens hergestellt und weich zum Frühstück gegessen, im Laufe des Tages härtet Mealie-Pap aus und wird Abends mit Fleisch oder Fisch verzehrt.

Palukes: Siehe Puliszka und Mămăliga.

Pulenta o farru: Eine sardische Polenta aus Dinkelmehl.

Puliszka: Die Siebenbürger Sachsen nennt sie Palukes, ursprünglich ein Buchweizenbrei, hat er sich ab dem Anfang des 18. Jahrhunderts in einen Maismehlbrei verwandelt. Er wird etwas trockener und fester als Polenta gekocht. Für Tehéntúrós puliszka wird Polenta mit Salzwasser und Butter gekocht und zu flachen Scheiben geformt. Anschließend werden je nach Dicke der Polentascheiben drei bis fünf Schichten übereiander gelegt und zwischen die Lagen kommt Hüttenkäse und/oder ein gekochter Quark mit Speck und Zwiebeln, ebenso auf die letzte Lage. Das ganze wird dann noch einmal im Backrohr gebacken und zusammen mit Sauerrahm serviert. Bei Juhtúrós puliszka werden Polentascheiben mit einer geriebenen elastischen Schafskäse gebacken und mit Sauerrahm und Schnittlauch serviert, als Frühstück auch zusammen mit einem Spiegelei. Ebenso gibt es ihn Überbacken in einer Art Biskuitrolle aus Polenta mit einer Schafskäse-Sauerrahm-Mischung.

Ribel: Für Ribel wird Mais- und teilweise auch mit Weizengrieß gemischt in einer Milch-Wasser-Mischung mit etwas Salz einmal aufgekocht, so dass ein fester nussiger Brei entsteht und dieser zugedeckt am besten über Nacht quellen gelassen. Anschließend bzw. am nächsten Morgen wird dieser Brei sanft für längere Zeit in Butter oder Schmalz ausgebacken. Das Rühren mit einem Holzlöffel erzeugt dabei die typischen Ribel, kleine Grießklümpchen die ausgebacken mit Milch oder Kaffee zum Frühstück gegessen werden. Ribel kann sowohl herzhaft als auch süß mit Apfelbrei, Zwetschkenmus, Dörrobst wie Birnen oder frischen Kirschen zubereitet werden. Ribel ist im Vorarlberger und St. Gallener Gebiet verbreitet und hat im schweizerischen Rheintal mit Rheintaler Ribelmais AOP Status erreicht.

Taragna Polenta: Eine Polentasorte die aus einer Mischung aus Buchweizen und Maisgrieß hergestellt wird. Sie stammt aus den Regionen Veltlin und den Bergamasker und Brescianer Alpen. Bei ihr wird geriebener Käse und Butter bereits beim Zubereiten hinzugefügt und zusammen mit herzhafter Wurst wie Luganighe serviert.


Tessiner Polenta/Carlon: Eine Polenta aus gelbem und/oder der lokalen samenfesten roten Maissorte La Rossa del Ticino, wobei in der Regel das Maiskorn komplett vermahlen wird, also eine Vollkorn-Polenta. Zeichen der Polenta ticinese auf traditionelle Art ist, dass sie über offenen Holzfeuer oder in einem Kamin gekocht wird. Durch die lange Kochzeit von mindestens einer Stunde erhält die Polenta dadurch auch Rauch-Aromen die sich auf den späteren Geschmack auswirken. Vereinzelt wird heute geräucherte Polenta für den hausgebraucht im Tessin angeboten.

Ugali: Ein überwiegend aus zerstampften Mais zubereiteter mit Wasser und Salz gekochter sehr fester Brei, der besonders in der Region Ost- und Südafrika verbreitet ist. Ugali wird dabei solange gekocht, bis sich daraus stabile Knödel bzw. Kugeln formen lassen. Er ist mit Zentral- und Westafrikanischen Fufu verwandt. Ugali wird mit Hülsenfrüchten oder Gemüse serviert du mit der Hand gegessen, dabei wird vom Knödel ein Stück Teig abgerissen und dieser mit dem Daumen zu einem kleinen Schälchen geformt und wie mit einem Löffel damit die Beilage mit Sauce aufgenommen und zusammen gegessen.

Weiße Polenta: Die venezianische Polenta schlechthin, sie unterscheidet sich dahingehend, dass sie aus der selten gewordenen samenfesten weißen einheimischen Maissorte Biancoperla del Piave gewonnen wird und etwas süßer, milder aber feiner im Aroma als die gelben Sorten ist. Sie wird im Veneto noch in der Ebene um Treviso angebaut und war bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts die dominierende Polenta des Veneto. Dann wurde sie von ertragsstärkeren gelben Hybridsorten verdrängt. Von der Landbevölkerung wurde sie bis dahin mit kalter Milch zu einer Art Grießbrei zum Frühstück angerührt. Heiß zubereitet benötigt eine Kochzeit von etwa 50 Minuten, ideal geeignet in der Kombination mit Fischgerichten aus den Flüssen des Veneto (z.B. gebratene Forelle), Meeresfrüchten aus der Lagune (mit kleinen grauen Gamberetti) oder Meeresfischen (wie mit Stockfisch/baccalà). Interessanter Weise schmeckt Weiße Polenta, langsam mit einer Steinmühle gemahlen, organoleptisch betrachtet deutlich besser als herkömmlich gemahlen.

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